@Flintenzwerg:
In der Hoffnung, dass dies nicht zu sehr vom Thema abdriftet, lasse ich mich mal auf eine Diskussion ein. Evolution finde ich überaus interessant und deshalb fällt es mir momentan recht schwer nichts zu sagen ^^"
Zunächst hast du natürlich absolut Recht: Evolution beruht auf Zufallsprozessen und deren Auswirkung auf die Fitness der Organismen. Die Aussage, es würde in eine bestimmte Richtung willentlich evolvieren entspringt dann doch eher dem Denken von Lamark, ist aber im alltäglichen Umgang bedeutend einfacher zu benutzen, da man den gleichen Inhalt unkomplizierter und um ein Vielfaches kürzer ausdrücken kann. Müsste ich immer formulieren, dass ein Zufallsprozess zu einem Fitnessvorteil geführt hat, der wiederum dazu geführt hat dass dieses Wesen aufgrund der höheren Fitness seinen Artgenossen überlegen war und durch den Paarungsvorteil seine Gene in der Population verbreiten konnte, was schlussendlich zur Evolution des Merkmales geführt hat, dann schreibe ich sätze über 8 Zeilen, die ich in 10 Worten fassen kann. Selbst meine Professoren benutzen diese Ausdrucksweise vorwiegen, auch wenn sie fachlich inkorrekt ist. Der Zeitvorteil spielt da eine entscheidende Rolle. Aber bleiben wir ruhig fachlich korrekt.
Sollten die Zerg also eine Rasse sein, die sich ausschließlich / hauptsächlich nach den Regeln der Evolution entwickelt, sind "nutzlose" Dinge wie Zerglingflügel (wobei eben die Nutzlosigkeit fragwürdig bleibt) genauso möglich wie alles andere.
Vom Grundgedanken her definitiv richtig. Sollten Zerglinge mit Flügeln keine Fitnessvorteile gegenüber ihren Artgenossen erhalten (und sie sollte natürlich auch keine Fitness durch die zusätzlichen Kosten verlieren, denn dann wäre das Merkmal schon verschwunden) würden die Flügel mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit aus der Population durch genetischen Drift verschwinden.
Dagegen spricht aber einiges. Zunächst einmal ist die Evolution prinzipiell ein langsamer Vorgang. Es kann sich auch um einen schnellen Vorgang handlen, so der evolutionäre Druck auf die Art hoch genug ist (Anpassung der Körpergröße und Färbung bei Fischen aufgrund des Prädationsverhalten von Räubern wäre da ein gutes Beispiel). Doch es liegen nur 4 Jahre zwischen StarCraft: Brood War und StarCraft 2 und in dieser Zeit ist die Evolution eines weiteren Extremitätenpaares sicherlich nicht ohne weiteres zu bewerktstelligen.
Dass dies möglich ist liegt dann wohl vielmehr an der Tatsache, dass alle Zergeinheiten aus der Metamorphose der Larve entstehen. Somit kann durch eine genetische Veränderung das Wachstum eines weiteren Extremitätenpaares induziert werden - auch wenn die Chance hierfür unglaublich gering ist.
Ich glaube jedoch, dass die Zerg sich nicht zurück gezogen haben um auf Zufallsprozesse zu hoffen. Ich kann mir zwei Szenarien vorstellen.
1. Genauso wie die Menschen es zu unseren Zeit tun, können auch die Zerglarven bzw. die Brutstätten aktiv mutagenen Substanzen ausgesetzt worden sein. Selektiert man nun auf die Larvenproduktion - und hier wird die Evolution drastisch verändert, da man die Fitness aus dem Spiel nimmt und einfach die Individuen/Produktionsstätten überleben lässt, die den gewünschten genetischen Effekt tragen, die sie durch intensiven Kontakt mit mutagenen Stoffen zufällig erhalten haben. Dadurch kann man auch dann die Struktur der Zerglinge so verändern wie man es möchte, wenn diese einen Nachteil hätten. Und das ganz einfach aus dem Grund, dass man einfach nur die Veränderten überleben lässt. Die Merkmale wären augenblicklich fixiert und würden dies nicht über lange Zeit durch Fitnessvorteil oder genetischen Drift möglicherweise werden.
2. Die Zerg zeichnen sich dadurch aus, dass sie andere Völker assimilieren können um sich so weiter zu entwickeln. Dabei dürften ihnen Dinge wie Gentransfer über Vektoren und Einbau von Genen in die DNA ziemlich geläufig sein. Es sollte nicht schwer sein ein Wesen irgendwo im All zu finden, welches die Merkmale für das Ausbilden von nicht-flugfähigen Flügeln auf dem Genom trägt und dieses Merkmal in das Genom der Larven einzubauen. Die Zerg haben sich schon deutlicher durch die Assimilation anderer Völker entwickelt.
Dass so etwas gehen kann sieht man doch alleine schon daran, dass wir genetisch veränderte Bakterien nehmen um Human-Insulin zu produzieren und die Zerg dürften was dies angeht um einiges weiter sein als wir es sind!
Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob Zerg wirklich eine rein evolutionsbetriebene Rasse sind.
Da sind wir dann genau an dem Punkt, an dem ich gedanklich angekommen bin. Der Zeitraum ist zu kurz für die Zerg ihre Einheiten so unglaublich zu entwicklen und sogar komplett neue Arten zu kreieren. Durch natürliche Selektion lässt sich dies nicht erklären, zumal keine Selektion darauf liegt zu was sich eine Larve entwickelt. Dies ist ja hormonell gesteuert und durch die Kontrolleinheit der Zerg induziert. Sollte ein Zergling mit genetischem Deffekt entstehen kann dies eigentlich nicht geändert werden und nur die Zerstörung der Produktionseinheit würde zu weiteren solchen Bildungen führen, da die Zerg ja keine sekuelle Fortpflanzung und Rekombination haben.
Noch etwas abschließendes:
Geschöpfe passen sich _nicht_ ihrer Umgebung an, die Umgebung selektiert die Geschöpfe. Wenn also Flügel kein Nachteil für Zerglinge sind und somit auch nicht ihr Überleben gefährden, werden sie auch auftauchen, auch wenn sie "keinen Sinn" machen.
Dies ist nicht korrekt. Sollten die Flügel keinen Sinn machen und ihre Kosten unerheblich sein (was unwahrscheinlich ist) würden die Zerglinge mit Flügeln durch genetischen Drift vermutlich wieder verschwinden. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich dieses Merkmal durchsetzt, ist unglaublich gering. Wahrscheinlich ist nur noch die Chance, dass sich überhaupt so ein Flügel eintwickelt noch unwahrscheinlicher.
Wir halten also fest, dass die Zerglinge durch die Flügel einen Vorteil haben müssen, da es sich dieses Merkmal sonst nicht in der Population hätte durchsetzen können. Dieser Vorteil kann, wie von dir beschrieben, alleine auf besseren Wendemanövern liegen und muss nicht mal Geschwindigkeitsbedingt sein. Je größer der Vorteil umso schneller könnte sich das Merkmal natürlich in der Population durchsetzen.
Schlussendlich läuft es wohl eh nur darauf hinaus, dass sich Blizzard keine Gedanken über die Evolution der Zerg gemacht hat. Interessant ist es jedoch - zumindest für mich - allemal, sich darüber Gedanken zu machen. Und wer bis hierhin durchgehalten hat den Danke ich für seine Aufmerksamkeit, da es doch ein wenig weg vom Thema war
Exekutor.